Schon letztes Jahr mussten wir uns auf Grund der omnipräsenten Hetze mit Weißrussland solidarisieren . Mittlerweile hat die Kampagne gegen Weißrussland anlässlich der Verhaftung des militanten Neonazis Raman Pratassewitsch einen neuen Höhepunkt erreicht. Aktuell schießen die Medien täglich gegen Weißrussland, und die EU beschließt ständig neue Sanktionen. Dass die EU kein Problem damit hat, auf der Seite neonazistischer Kräfte zu stehen, sind wir schon von der Ukraine gewohnt. Zudem beweist das angebliche Friedensbündnis wieder einmal, dass es es wie kaum eine andere Organisation beherrscht, die Völker Europas gegeneinander zu hetzen.

Nun geht es also wieder gegen Weißrussland. Der Anlass: Die Verhaftung eines Neonazis, der Teil des berüchtigten Asow-Bataillons war. Die genauen Umstände der Landung des Flugzeugs in diesem Zusammenhang sind zwar noch nicht geklärt, allerdings wäre es dem Wertewesten nicht fremd, ein Flugzeug zwecks Verhaftung zur Landung zu zwingen. So zwang 2016 die Ukraine ein weißrussisches Flugzeug zur Landung, um einen armenischen Reporter zu verhaften. Diese Aktion fand keinerlei Widerhall in den Medien. Besser erinnern sich die meisten wohl an die erzwungene Landung der bolivianischen Präsidentenmaschine 2013, als man vermutete, dass Morales Edward Snowden an Bord haben könnte.

In Österreich machen auch Politiker bei der Hetze gegen Weißrussland mit. Von Kurz und Schallenberg hätte man ja nichts anderes erwarten. Aber auch Bundespräsident Van der Bellen mischte sich ein und forderte die Freilassung Pratassewitschs. Es ist schon ironisch, dass sich jener Mann, der hauptsächlich gewählt wurde, um einen Rechtsruck zu verhindern, nun für einen Neonazi stark macht. Viel mehr kann man seinen Wählern eigentlich nicht ins Gesicht spucken.

Am Samstag gab es zudem in Wien eine Kundgebung „für“ (also gegen) Weißrussland. An dieser nahmen Politiker verschiedenster Parteien teil, z.B. Christoph Wiederkehr (NEOS), Andreas Schieder (SPÖ), Gudrun Kugler (ÖVP) und Niki Kunrath (GRÜNE). Wir sehen hier also eine breite Front für die Unterstützung des westlichen Imperialismus und der rechtsradikale Szene in Weißrussland. Gleichzeitig ist erneut für jeden Antiimperialisten und jeden Antifaschisten klar ersichtlich, was man von diesen Parteien zu halten hat.

Als Antiimperialisten und sozialistische Internationalisten sind wir mit Weißrussland und seinem sozial orientierten Staat solidarisch. Man kann natürlich den einen oder anderen Aspekt der weißrussischen Politik kritisch sehen, allerdings ist es unbestreitbar, dass Weißrussland mehr als jedes anderes europäische Land dem westlichen Imperialismus Widerstand leistet und das antifaschistische und sowjetische Erbe hochhält. Davon kann sich jeder im Land selbst ein Bild machen, wo antifaschistische Denkmäler omnipräsent sind, und in Ehren gehalten werden. Dass gerade dieses Land, das im Zweiten Weltkrieg den höchsten Verlust an Menschenleben pro Kopf unter allen Ländern erlitt, heute wieder von einem Bündnis aus (deutsch-dominiertem) EU-Imperialismus und lokalen Faschisten angegriffen wird, ist absolut besorgniserregend.