Um Dinge wie „Political Correctness“, “Wokeness” und ähnliches kommt man heutzutage kaum mehr herum. Sie sind praktisch der Kern der bürgerlich-liberalen Leitideologie geworden. Dies allein ist schon Anlass genug, um diese Werte kritisch zu sehen. Dennoch neigen viele Menschen dazu, die guten Absichten jener Leute zu betonen, die „woke“ sind, darauf achten sich politisch korrekt zu verhalten und Theorien wie die Gender-Theorie, die Queer-Theorie oder die Critical Race Theory vertreten. Und tatsächlich scheinen diese Leute auf den ersten Blick recht harmlos. Doch wie so oft trügt der Schein.

Zunächst einmal ist es wohl tatsächlich so, dass die meisten „woken“ Menschen gute Absichten haben. Dies trifft aber generell auf die meisten Menschen zu. Auch radikale Christen, die vor Abtreibungskliniken Frauen beschimpfen, die es wohl gerade sowieso nicht leicht haben, glauben von sich moralisch im Recht zu sein und unschuldige Leben zu schützen. Selbst Faschisten glauben auf der richtigen Seite zu stehen. Bei vielen der schlimmsten Verbrechen, wie zum Beispiel bei imperialistischen Kriegen sehen wir, dass sie mit moralischen Gründen gerechtfertigt werden, und viele Mitläufer, die für den Krieg hetzen glauben tatsächlich im Recht zu sein und für die Verbreitung von Demokratie und Menschenrechten einzustehen. Dass die Leute es gut meinen, ist somit kein Argument, aber ist es nicht tatsächlich gut „politisch korrekt“ zu sein?

Was bedeutet „Political Correctness“ (PC) eigentlich? Viele Menschen denken dabei in erster Linie daran, nicht irgendwelche Leute auf Grund von Rasse oder sexueller Orientierung zu beleidigen. Das gehört aber eher zu guter Erziehung als zur PC. Grundprinzip der PC ist es, allen Trends, die von oben vorgegeben werden, möglichst unkritisch zu folgen. Dabei wird man angehalten, einerseits den vorgegebenen Sprachgebrauch zu folgen, und andererseits gewisse politische Theorien zu unterschreiben. Diese Theorien sind dabei allesamt idealistisch, antiwissenschaftlich und dienen dazu, die Menschen zu spalten und gegeneinander aufzuhetzen. Doch was besagen die diversen „woken“ Theorien eigentlich?

Eine zentrale Theorie für alle „Woken“ ist die Gender-Theorie. Zunächst wurde mit „Gender“ noch das soziale Geschlecht gemeint, das es neben dem biologischen Geschlecht geben soll. Dieses Konstrukt kann durchaus noch Sinn machen, da es ja tatsächlich geschlechtsspezifische Verhaltensweisen gibt, die rein kulturgebunden sind und sich nicht aus der Biologie herleiten lassen. Mit der modernen Hauptideologin der Gender-Theorie Judith Butler ist diese Lehre, die heute an jeder westlichen Universität unterrichtet wird, noch einen Schritt weiter gegangen. Nun wird behauptet, dass selbst das biologische Geschlecht konstruiert sei und es sowohl gar kein Geschlecht als auch eine sehr hohe Zahl an Geschlechtern gäbe, auf jeden Fall aber nicht zwei. Der Faktor Geschlecht sei dabei nicht in der Realität verankert, sondern werde von uns erst konstruiert.

Die Queer-Theorie ist der Gender-Theorie durchaus ähnlich, bezieht sich aber auf die Sexualität. Gemäß der „woken“ Bewegung ist auch die sexuelle Orientierung nicht angeboren, sondern wird erst durch die Umgebung konstruiert, eine Behauptung, bei der sich jeder Homosexuelle aus konservativem Umfeld verhöhnt vorkommen muss. Doch diese Bewegung geht noch weiter. Dadurch, dass sich jeder sein Geschlecht aussuchen kann, und nichts mehr etwas bedeutet, kann man sowohl eine Frau sein als auch einen Penis haben. In diesem Zusammenhang hört man mittlerweile immer öfter, dass zum Beispiel Lesben „Transphobie“ vorgeworfen wird, wenn sie sich weigern mit einer „Frau“ mit Penis zu schlafen.

Die Critical Race Theorie (CRT) ist die dritte große Theorie im Bunde. Allgemein wird heute gerne betont, dass es keine Rassen gibt, weil Rassen Konstrukte seien, und tatsächlich sind Rassen künstlich geschaffene Schubladen. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Populationen verlaufen schließlich fließend, und zur Einteilung in verschiedene Rassen wurden künstliche Grenzen gezogen. Anhänger der CRT halten allerdings die Einteilung in verschiedene Rassen durchaus hoch, und bewerten die Menschen nach ihrer Rassenzugehörigkeit. Zwar behaupten sie gleichzeitig, dass es gar keine Rassenunterschiede gäbe, trotzdem befürworten sie rassistische Diskriminierung anhand angeblicher Privilegien. Wer privilegiert ist legen die Anhänger der CRT relativ willkürlich fest. Auf jeden Fall ist ein armer Weißer gegenüber einem reichen Schwarzen privilegiert und darf somit benachteiligt werden.

Es gäbe noch allerlei Unsinn aus der „woken“ Szene, den man ausführen könnte. Zwei Begriffe sollte man allerdings noch kennen, und zwar „Intersektionalität“ und „Cultural Appropriation“. „Intersektionalität“ bedeutet, dass man alles und jeden nach allen möglichen Faktoren wie Rasse, Geschlecht, Sexualität, Religion, usw. beurteilen muss, da sich hierbei eine Position in der Privilegien-Hierarchie ergibt. „Cultural Appropriation“, zu Deutsch „Kulturelle Aneignung“ wiederum ist ein Konzept, wonach man nichts aus einer Kultur übernehmen darf, die weniger Privilegien hat als die eigene.

All diese Werten stammen von den US-amerikanischen Ivy-League-Universitäten, also den Kaderschmieden des US-Imperialismus, und werden an den Unis des Westens gelehrt. Es ist also absolut klar, wessen Ideologie dies alles ist. Wer derartigen Unsinn vertritt, vertritt bürgerliche Werte und nichts anderes. Doch warum schuf und verbreitete der Westen überhaupt derartige Ideen?

Zunächst einmal sind diese Werte mit einem radikalen Individualismus verbunden. Jeder Mensch soll sich auf sein Geschlecht, seine Rasse, seine sexuelle Orientierung, usw. konzentrieren, und andere Menschen durch diese Brille sehen. Gemeinsamkeiten werden somit ausgeblendet, ebenso wie der Fakt, dass der Hauptwiderspruch in unserer Gesellschaft ganz woanders verläuft, und zwar zwischen der finanzkapitalistischen Elite und dem Rest der Gesellschaft. So greift der Feminismus real existierende Probleme der Frauen in der kapitalistischen Gesellschaft auf, und schiebt die Schuld an diesen Problemen auf „die Männer“, was auf den ersten Blick auch verständlich erscheint, weil Männer tatsächlich in einflussreichen Positionen überrepräsentiert sind. Ähnlich funktioniert dieses Prinzip auch auf rassischer Basis, wo man die Schuld an Problemen auf „die Weißen“ oder „die Juden“ schieben kann.

Im Lauf der Geschichte wurden schon öfters Dinge wie Rasse oder Religion verwendet, um Menschen zu spalten und aufeinanderzuhetzen. Wir alle wissen, was für unermessliches Leid damit geschaffen wurde. Somit ist die „woke“ Bewegung alles andere als harmlos. Wir sollten uns nicht nach Rasse, Geschlecht und ähnlichem spalten lassen. Wir sollten uns auch dagegen wehren, den politisch korrekten Sprachgebrauch zu übernehmen. Hier haben wir es schließlich nicht mit irgendwelchen harmlosen Spinnern zu tun, sondern mit dem ideologischen Überbau des westlichen Imperialismus.

Diese Bewegung hat zudem reale Auswirkungen auf die Gesellschaft, da sie nach absoluter Dominanz strebt. Andersdenkenden soll die Möglichkeit öffentlich aufzutreten genommen werden. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der Vortrag von Marie-Luise Vollbrecht an der Humboldt-Universität zu Berlin im Juli 2022, bei dem es darum gehen sollte, warum es in der Biologie nur zwei Geschlechter gibt. Dieser Vortrag musste auf Grund von Protesten abgesagt werden. Die „woke“ Bewegung verurteilte nämlich die Tatsache, dass es nur zwei Geschlechter gibt, als „menschenfeindlich“.

Ebenfalls im Juli 2022 musste in der Schweiz ein Konzert der Band Lauwarm abgesagt werden. Den „Woken“ passte es nämlich nicht, dass der Sänger dieser Band Dreadlocks hatte, obwohl er weiß ist. Das Recht Dreadlocks zu haben steht laut der „woken“ Bewegung nämlich exklusiv Schwarzen zu, und wer sich nicht entsprechend der „woken“ Vorschriften verhält hat in der Öffentlichkeit nichts zu suchen.

Wir sehen also, dass diese Bewegung nicht nur intellektuell äußerst bescheiden ist und die Menschen spaltet, sondern außerdem Druck auf die gesamte Gesellschaft ausübt. Dieser Druck betrifft einerseits den wissenschaftlichen Diskurs, der damit der Gefahr ausgesetzt wird, nach einem jahrhundertelangen Kampf für die Freiheit wieder unter die Oberhoheit einer eine unwissenschaftliche Ideologie vertretenden Gruppe zu geraten. Somit sind auch die Früchte der Aufklärung an sich gefährdet, wobei die Aufklärung selbst mittlerweile sowieso auch schon in Kritik seitens der „Woken“ geraten ist. Andererseits ist auch die gesamte Zwischenmenschlichkeit in Gefahr, sowohl jene zwischen den Geschlechtern als auch jene zwischen den Kulturen. Als Weißer auf Dreadlocks zu verzichten, mag nicht allzu schwerfallen, jedoch konnten wir in den letzten Jahren eine immer weitergehende Radikalisierung dieser Bewegung feststellen, und wir wissen nicht, was als nächstes kommt. Die menschliche Kultur lebt von kulturellem Austausch, oder wie die „Woken“ sagen, von der „Cultural Appropriation“, und somit kann wohl ein großer Teil der Kultur auch zur Zielscheibe der „Woken“ werden. In den USA fantasieren Teile der „woken“ „Land back“-Bewegung sogar von der Vertreibung aller nichtindigenen aus den USA.

Es ist also offensichtlich, warum wir als Marxisten gegen den Trend der „Wokeness“ aufstehen müssen. Gleichzeitig gilt es festzuhalten, dass man auch die Wurzeln dieser Bewegung bekämpfen muss. Das sind zunächst der Monopolkapitalismus, der die „Wokeness“ im Moment als seine Ideologie auserwählt hat, wobei sich das schnell ändern kann. Es hilft uns nichts die „woke“ Bewegung zu zerschlagen, wenn das Monopolkapital dann einfach auf die nächste verrückte Bewegung setzt, wie z.B. auf den christlichen Fundamentalismus, wie wir es in Polen und Teilen der USA sehen.

Außerdem müssen wir aber auch die realen Probleme ansprechen, welche die „Woken“ benützen, um ihre Hetze zu betreiben. Wir müssen die Probleme und Widersprüche in der Gesellschaft analysieren, und ihre materiellen Wurzeln offen benennen. Nur dadurch kann der spalterischen Propaganda der Wind aus den Segeln genommen werden, und nur dadurch können die Volksmassen vereinigt werden, damit sie eines Tages ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen.