Weltweit, so auch in Österreich, gibt es derzeit eine Bewegung gegen Polizeigewalt in den USA. Diese wird einhellig als rassistisch motiviert verurteilt. Anlass dafür ist die Tötung des 46-jährigen Afroamerikaners George Floyd durch den weißen Polizisten Derek Chauvin. Bevor man politische Schlüsse zieht, sollte man sich erst einmal die Einzelheiten dieses Falles genau anschauen, also die Polizeigewalt in den USA im Allgemeinen, die Personen Floyd und Chauvin sowie die „Black Lives Matter“-Bewegung.

Zunächst einmal muss man feststellen, dass Rassismus ein Problem ist. Dieses Problem muss man materialistisch lösen, nicht idealistisch. Was heißt das konkret? Man kann Rassismus nicht beseitigen, indem man sagt, dass jeder einfach ein besserer Mensch werden muss. Rassistische Vorurteile haben eine Grundlage, und diese muss bekämpft werden. In diesem Fall ist es die Perspektivlosigkeit diverser Bevölkerungsgruppen, welche diese in die Kriminalität drängt, wodurch wiederum allgemeine Vorurteile entstehen. Im Falle der USA ist für viele junge Männer, die in einem Schwarzenviertel oder einem „Indianerreservat“ aufwachsen Kriminalität eine wahrscheinliche Laufbahn. Zudem wachsen in den USA 57,6% der schwarzen Kinder ohne Vater auf, im Vergleich zu 20,7% bei weißen Kindern[1]. Männliche Vorbilder finden also viele junge Männer nur in Gangs, werden kriminell, und die eigenen Kinder wachsen wieder ohne Vater auf. Hier kann man mit Kampagnen und Projekten ansetzen. Weiters muss man darauf achten, dass Leuten aus diesen Gruppen nicht alle über einen Kamm geschert werden, wodurch ihnen Berufs- oder Bildungschancen verwehrt werden.

Weiters ist es aber so, dass es in den USA ein extremes Problem mit Polizeigewalt im Speziellen und Gewalt im Allgemeinen gibt. So werden jährlich über 1.000 Menschen durch die Polizei getötet.

Von den 1.004 Menschen, die 2019 in den USA erschossen wurden verteilte sich die „Rassenzugehörigkeit“ folgendermaßen:

Schwarz: 235

Weiß: 370

Hispanisch: 158

Andere: 39

Unbekannt: 202[2]

Somit fällt auf, dass Schwarze, die 12,5% der US-Bevölkerung ausmachen, deutlich überrepräsentiert sind. Noch stärker überrepräsentiert sind Leute ozeanischer Abstammung sowie amerikanische Ureinwohner[3].

Abgesehen von der Polizeigewalt gibt es in den USA auch noch jedes Jahr über 15.000 Morde. Auch hier sind Schwarze deutlich öfter gefährdet Opfer von Gewalt zu werden, als Menschen anderer Hautfarbe[4]. Dies hat allerdings nicht direkt etwas mit Rassismus zu tun. Schwarze leben oft in armen Vierteln, in welchen mehr Kriminalität herrscht, sind auch selbst öfter in gewalttätigen Gangs, und werden somit auch öfter Opfer von Gewalt. Schaut man sich die Gewaltkriminalität zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe an[5], dann bemerkt man, dass hier die Gewalt Schwarzer gegen Weiße überwiegt. So gab es 2018 fast 550.000 Gewalttaten Schwarzer gegen Weiße, allerdings nur knapp 60.000 umgekehrte Fälle, wobei sowohl Schwarze als auch Weiße, am meisten von Gewalt durch Angehörige ihrer eigenen Hautfarbe betroffen sind.

Insgesamt stellt sich die Situation so dar, dass generell Gruppen von Menschen, die tendenziell bildungsfern und ökonomisch schwach sind, öfter in gewalttätigen Vierteln aufwachsen, von einer gewalttätigen Kultur geprägt werden, und schließlich selbst kriminell und/oder Opfer von Gewalt werden. Kriminelle Menschen kommen auch öfter in Konflikt mit der Polizei, wodurch sie öfter von Polizeigewalt betroffen sind. Spielt Rassismus hierbei eine Rolle? Natürlich, aber nicht so, wie oftmals dargestellt.

Es ist kaum vorstellbar, dass die Polizisten alle Rassisten sind, die unbedingt einmal einen Schwarzen umbringen wollen, und für die Erfüllung dieses Traums ihre Karriere aufs Spiel setzen. Allerdings werden sich mit der Zeit in Polizisten, die mit einer hohen Zahl an Tätern einer bestimmten Hautfarbe zu tun haben, Vorurteile gegen Menschen mit dieser Hautfarbe einstellen, Vorurteile, von denen dann Menschen betroffen sind, die diese Hautfarbe haben, allerdings niemals etwas verbrochen haben. Dadurch sind unschuldige Afroamerikaner tatsächlich häufiger von Schikanen oder sogar Tötungen durch die Polizei betroffen als Weiße.

Wer sind nun die Beteiligten im aktuellen Fall? Über den Polizisten Derek Chauvin ist bekannt, dass es bisher 18 Beschwerden über ihn gab, außerdem zwei Disziplinarmaßen. Zudem war er an drei Schießereien beteiligt, wovon eine tödlich endete, und es werden ihm Paranoia und eine Posttraumatische Belastungsstörung nachgesagt. Hier ist wohl vor allem das System zu hinterfragen, das so einen Menschen auf die Allgemeinheit loslässt.

George Floyd taugt auch nicht wirklich zur Ikone. Er hatte eine kriminelle Vergangenheit, schien sich aber in den letzten Jahren gebessert zu haben. Allerdings tauchte er von 1997 bis 2007 neunmal in Gerichtsakten des Harris County auf und verbüßte mehrere kurze Haftstrafen. 2007 wurde er schließlich wegen bewaffneten Raubüberfalls angeklagt, und verbrachte deshalb ab 2009 fünf Jahre hinter Gittern. Bei seinem Überfall[6] soll er sich Zutritt zu einem Haus verschafft haben, indem er einer schwangeren Frau die Pistole auf den Bauch hielt und drohte abzudrücken. Zugutehalten muss man ihm allerdings, dass er in den letzten Jahren ein Video gedreht hatte, in welchem er ein Plädoyer gegen Waffengewalt hielt. Egal, was für ein Mensch er nun war, dieses Ende hat er keinesfalls verdient. George Floyd hinterlässt zwei Töchter im Alter von sechs und 22 Jahren, sowie einen dreijährigen Enkel.

Nun wollen wir uns auch noch die Bewegung anschauen. „Black Lives Matter“ entstand 2013 in Folge des Falles Zimmermann. Seither tritt die Bewegung immer wieder nach Tötungen Schwarzer durch die Polizei in Erscheinung. Das allgemeine Problem der Polizeigewalt wird dabei ignoriert, ebenso das allgemeine Problem mit Gewalt in den USA, und alles auf einen Rassenkonflikt reduziert. Warum das so ist kann man erkennen, wenn man sich einzelne Mitglieder von BLM anschaut:

Die Gründerin von „Black Lives Matter Vienna“ Imoan Kinshasa sagte bei einer Kundgebung in Wien „Ich bin so verdammt stolz, schwarz zu sein“[7]. Das ist jetzt noch nicht extrem, würde aber Befremden auslösen, wenn ein Weißer etwas Derartiges sagen würde. Wirklich bedenklich wird es bei Aussagen der Mitbegründerin von BLM in Toronto Yusra Khogali. Eines ihrer Twitter-Postings wurde mit folgendem Text bekannt: „Plz Allah give me strengh to not cuss/kill these men and white folks out here today. Plz plz plz.“ (Bitte Allah gib mir Kraft heute nicht diese Männer und Weißen zu beschimpfen/töten. Bitte bitte bitte)

Weiters schrieb sie Dinge wie „whiteness is not humxness“ (Weiß sein ist nicht menschlich) oder „infact, white skin is sub-humxn.“ (tatsächlich ist weiße Haut untermenschlich) Das „x“ in diesem Kontext ist dazu gedacht, dass das Wort „man“ aus einer feministischen Motivation heraus aus „human“ verschwindet, „sub-humxn“ ist also eine politisch korrekte Art und Weise um im Englischen „Untermensch“ zu sagen. Zudem bezeichnet Khogali weiße Haut als „rezessiven Gendefekt“, und sagt, dass das Melanin der Schwarzen Licht speichere, und somit Licht in Wissen verwandeln würde, was Weißen nicht möglich sei[8]. Eine Distanzierung von dieser Dame seitens der Bewegung gab es nicht.

Man kann also konstatieren, dass es nicht nur seitens der Polizei, sondern auch seitens „Black Lives Matter“ Rassismus gibt. Somit erklärt sich auch, dass die es keinen Aufschrei gibt, wenn ein unschuldiger Nichtschwarzer durch einen Polizisten getötet wird, und absolut stellen immerhin die Weißen die größte Gruppe der Polizeiopfer, relativ Leute aus Ozeanien vor amerikanischen Ureinwohnern.  Die aktuellen Proteste sind zudem neben der Polizeigewalt auch durch die Wirtschaftskrise mit ausgelöst. Eine Opposition gegen die generelle Gewalt wie auch gegen das Missmanagement in der Corona-Krise ist dabei auch tatsächlich notwendig. Die Plünderungen sind hingegen selbstverständlich zu verurteilen.

Was lassen sich nun für politische Schlussfolgerungen ziehen? Einerseits muss man auch in Österreich mehr auf Polizisten achten. Die psychologische Betreuung der Polizisten muss verbessert werden, und wenn ein Polizist auf Grund seines Verhaltens oder seiner psychischen Verfassung nicht dienstfähig ist, muss er eben in den Innendienst versetzt werden bis das Problem gelöst ist. Zudem sollte man eine externe Prüfstelle einrichten, bei der man auch Anzeigen gegen Polizisten erstatten kann. Derzeit muss man das bei der Polizei machen, was für eine ziemliche Hemmschwelle sorgt.

Insgesamt muss man aber die gewaltverherrliche Kultur bekämpfen. Auch bei uns lernen viele Jugendliche durch die Gangster-Kultur, dass Gewalt und Macho-Gehabe cool seien, und geraten dadurch in Kombination mit Armut auf die schiefe Bahn. Wir sollten darauf achten, dass Kinder und Jugendliche, wenn sie aufwachsen positive Vorbilder vor Augen haben. Gleichzeitig muss allen klar gemacht werden, dass man mit kriminellem Verhalten der eigenen Community am allermeisten schadet. Und zuletzt muss man natürlich Rassismus anprangern, allerdings nicht einseitig, unehrlich und spalterisch, sondern gemeinsam, und egal, aus welcher Richtung er auch kommen mag.

[1] http://fathers.com/statistics-and-research/the-extent-of-fatherlessness/

[2] https://www.statista.com/statistics/585152/people-shot-to-death-by-us-police-by-race/

[3] https://www.security.org/resources/police-brutality-statistics/

[4] siehe Figure 3 https://www.americanprogress.org/issues/guns-crime/reports/2018/05/04/450343/americas-youth-fire/

[5] Table 14: https://www.bjs.gov/content/pub/pdf/cv18.pdf

[6] https://thecourierdaily.com/george-floyd-criminal-past-record-arrest/20177/

[7] https://www.derstandard.at/story/2000117877949/black-lives-matter-proteste-erreichen-wien

[8] https://www.heraldsun.com.au/blogs/andrew-bolt/black-lives-matter-white-skin-is-subhumxn/news-story/546f8411513ac19144cb3a39257e8efe