“Ich verachte Rassismus, weil ich ihn für barbarisch halte, egal ob er nun von einem weißen oder schwarzen Menschen kommt.” Nelson Mandela

Anlässlich der aktuellen Debatten hielten wir dieses Zitat Nelson Mandelas für passend. Er ist als Kämpfer gegen den weißen Rassismus bekannt, stellte sich dann aber auch gegen schwarze Rassisten, welche sich an den südafrikanischen Weißen kollektiv rächen wollten. Für Mandela war klar, dass Rassismus abzulehnen ist, egal, von welcher Seite er nun kommen mag, oder gegen wen er nun gerichtet ist und genau so sehen wir das auch.

Im Moment geistert hauptsächlich Rassismus Weißer gegen Schwarze durch die Medien, ein Thema, das diskutiert gehört, und zu dem wir auch schon geschrieben haben. Mittlerweile artet es aber teils zur Bilderstürmerei und zu einem einseitigen Weltbild aus. So werden moralische Maßstäbe des 21. Jahrhunderts auf Menschen angewandt, welche zu einer Zeit leben, als Rassismus, wie so viel anderes Barbarische auch, noch vollkommen normal war. Dass jetzt manche Leute das Andenken an große Persönlichkeiten, wie z.B. Immanuel Kant auf Grund dessen, dass er sich rassistisch äußerte vernichten wollen, schießt über das Ziel hinaus. Bei Leuten, die hauptsächlich für ihr menschenverachtendes Handeln bekannt sind, z.B. König Leopold II. von Belgien, ist das Abreißen ihrer Denkmäler hingegen schon überfällig. Man muss anhand der Geschichte für die Zukunft lernen, nicht das Erbe, das uns zu dem machte, was wir heute sind, wahllos vernichten.

Wichtiger, als zu überprüfen, ob sich historische Personen gemäß unseren heutigen Moralvorstellungen verhalten haben (was praktisch immer verneint werden kann) wäre es sich zu überlegen, wie man Rassismus in der Zukunft verhindern kann. Dazu sollte man in alle Richtungen wachsam sein, und den Rassismus in der Gegenwart benennen. So wurde der Rassismus gegen asiatisch-stämmige Menschen im Zuge der Corona-Krise kaum thematisiert. Zahlreiche Menschen, denen man eine Herkunft aus Ost- oder Südostasien wurden im Westen auf der Straße angegriffen, weil das Virus eben aus China kam. Hier haben wir es mit einem vollkommen irrationalen Rassismus zu tun, denn offensichtlich haben einzelne Menschen hier nichts mit einem Virus zu tun, nur weil es am Kontinent ihrer Vorfahren entstanden ist. Abgesehen davon war der Umgang mit dem Virus in Ost- und Südostasien allgemein effizienter als in Europa oder Amerika, womit Vorwürfe gegen Asiaten noch einmal grotesker werden.

Generell werden Asiaten immer wieder diskriminiert, ohne, dass es groß thematisiert wird. Sogar der Aufnahmetest in Harvard ist so aufgebaut, dass die Zahl der Asiaten künstlich niedrig gehalten werden soll, eine Methode, welche diese Hochschule in den 1920er schon auf Juden anwandte. Allgemein teilen Asiaten mit Juden die Eigenschaft, dass sie auf Grund ihres Erfolges diskriminiert werden, während andere Menschengruppen oft diskriminiert werden, weil man ihnen keinen Erfolg zutraut. Grundsätzlich ist beides abzulehnen, und beides hat, wie jeder weiß, schon zu Katastrophen geführt.

Im Prinzip trifft Rassismus generell Angehörige von Gruppen, die als irgendwie „anders“ wahrgenommen werden. Teilweise sind Unterschiede im Bezug auf Gruppen real und nachweisbar. Dass Immigranten aus z.B. den Maghrebstaaten überdurchschnittlich oft in unseren Kriminalstatistiken auftauchen ist ein Fakt, den kein seriöser Mensch bestreiten kann. Das Problem beginnt, wenn ein einzelner Mensch dieser Herkunft deshalb benachteiligt wird. Viele Menschen aus dem Nahen Osten, Afrika, oder aber auch Roma erfahren Misstrauen die zur Benachteiligung bei Bildungschancen und am Arbeitsmarkt führen können.

Auf der anderen Seite gibt es dann wieder Gruppen, deren Angehörige oft erfolgreich sind, und denen deshalb Misstrauen entgegengebracht wird. Hier sind die bereits genannten Asiaten und Juden gute Beispiele, aber in letzter Zeit gesellt sich das Klischee vom „alten, weißen Mann“ hinzu. Diese Form des Rassismus wird oft mit Verschwörungstheorien kombiniert, von der „Jüdischen Weltverschwörung“ bis hin zur „Gelben Gefahr“. Wie bei Schwarzen oder Roma werden auch hier oft alle Leute über einen Kamm geschert, und wir wissen alle, wozu das schon geführt hat.

Doch warum das ganze? Es ist wohl nicht so, dass die Menschen von Natur aus rassistisch sind, aber Rassismus ist für den Kapitalismus höchst nützlich, und deshalb wird er auch von manchen Menschen gefördert. Einerseits führt Rassismus dazu, dass Menschen sich leichter in Kriege führen lassen. Gerade jetzt steigt die Konfrontation mit China, und dafür ist es für jene, die diese Konfrontation wollen nützlich, die Angst vor der „Gelben Gefahr“ zu schüren.

Andererseits kann man mit Rassismus aber auch die Gesellschaft im eigenen Land spalten. Wen man genau gegen wen aufhetzt ist dabei egal. Für die Großkapitalisten ist es einfach besser, wenn sich die verschiedenen Teile der Bevölkerung gegenseitig bekämpfen, als, wenn die Bevölkerung zusammenfindet, und für ihre gemeinsamen Interessen einsteht, ganz nach der alten Regel „teile und herrsche“. Dies ist auch ein Grund für die momentane Migrationspolitik mit ihrer kaum vorhandenen Integrationspolitik. Die Herrschenden haben ein Interesse daran verschiedene Bevölkerungsgruppen an einem Ort zu versammeln, um seine Teile-und-Herrsche-Politik umzusetzen, eine gelungene Integrationspolitik würde diesem Prinzip hingegen zuwiderlaufen.

Wie bekämpft man nun Rassismus wirksam? Nun, erstens muss man ihn benennen, wo er auftritt. Reale Probleme im Zusammenleben zwischen verschiedenen Gruppen von Menschen sollten dabei aber nicht geleugnet, sondern offen thematisiert werden, ansonsten überlässt man dieses wichtige Feld den Rassisten. So lange aber nicht das Volk herrscht, sondern eine großkapitalistische Elite, wird diese immer versuchen das Volk durch Rassismus aufzuhetzen und zu spalten, und wir werden dem entschieden entgegenhalten müssen.

Im Zuge des Voranschreitens unserer Gesellschaft in Richtung Sozialismus werden wir aber auch dafür sorgen müssen, dass die verschiedenen Teile unserer Gesellschaft zusammenfinden, und miteinander statt nebeneinander existieren. Unsere Zukunft muss so ausschauen, dass wir eine Gesellschaft bilden, anstatt einer Reihe von Parallelgesellschaften, in welcher die Menschen ihre Freunde, Partner, usw. hauptsächlich in ihrer eigenen abgeschotteten Gruppe haben, ansonsten wird es uns schwer fallen zusammen zu finden und gemeinsam etwas zu verändern. Wenn die Menschen wirklich zusammen, anstatt nebeneinander leben, wird Rassismus innerhalb einer Gesellschaft keine Chance mehr haben.