Heute wäre Richard Frey 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass wollen wir diesen großen österreichisch-chinesischen Genossen, Freiheitskämpfer, Arzt und Internationalisten vorstellen, der wahrscheinlich den meisten Leuten in Österreich nicht bekannt sein dürfte, obwohl seine Verdienste immens sind, und er ohne Zweifel eine der größten Persönlichkeiten ist, die unser Land je hervorgebracht hat.

Richard Frey wurde am 11. Februar 1920 in Wien-Döbling als Richard Stein als Einzelkind in eine wohlhabende jüdische Familie geboren. 1938 musste er auf Grund der NS-faschistischen Rassengesetze seinen Besuch am Döblinger Gymnasium abbrechen und maturierte an der „jüdischen Sammelschule“ G9 in der Wasagasse. Bereits während seiner Schulzeit absolvierte Frey medizinische Ausbildungen.

Noch in seiner Zeit in Österreich wurde er Mitglied des Kommunistischen Jugendverbands (KJV) und der KPÖ. Ende 1938 brach er wegen der Gefahr einer Verhaftung durch die Gestapo sein Medizinstudium ab und floh über Umwege nach China, wo er 1939 ankam. Hier schloss er sich dem Widerstand gegen die japanischen Invasoren an. 1941 kam er an die Front im Shanxi-Chahar-Hebei-Grenzgebiet, wo er seinen Namen auf „Frey“ änderte, und sich der Achten Marscharmee anschloss.

1944 wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei Chinas. Er arbeitete als Arzt an der Front der chinesischen Roten Armee und bildete außerdem Krankenschwestern und Ärzte aus. Zudem entwickelte er zahlreiche Heilmethoden in Kombination westlicher mit chinesischer Medizin, was notwendig geworden war, da die Rote Armee kaum an Medikamente aus dem Westen kam. Für seine Verdienste wurde er von Mao Zedong persönlich ausgezeichnet.

Im Jahre 1945 nahm er als Gasthörer am VII. Parteitag der KPCh teil. Im selben Jahr gelang ihm in der politischen Zentrale der KPCh in Yan’an mit einfachsten Mitteln und erstmals in China die Herstellung von Penicillin. Nach dem Sieg der Revolution und der Ausrufung der Volksrepublik 1949 setze er seine Arbeit in den Seuchengebieten Südwestchinas fort. Zudem bekam er die chinesische Staatsbürgerschaft.

1962 wurde Frey als Berater für Seuchenbekämpfung an die Chinesische Akademie der Medizinischen Wissenschaften in Peking berufen. Im Chaos der Kulturrevolution wurde er mehrmals verhaftet, 1983 jedoch vollständig rehabilitiert. Im selben Jahr wurde er Mitglied der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes (PKKCV) sowie beratendes Mitglied des Zentralkomitees der KPCh. Ab den 1980ern leitete Frey zudem die Errichtung einer Computerdatenbank für medizinische Fachartikel, Informationen sowie Daten über Erkrankungen in China.

Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit versuchte Frey stets, das sozialistische China nach außen hin zu präsentieren. Außerdem bemühte er sich darum, Beziehungen Chinas mit Österreich sowie anderen westlichen Ländern zu aufzubauen.

Richard Frey verstarb am 16. November 2004 in Peking. Sowohl Präsident Hu Jintao als auch Bundespräsident Heinz Fischer legten ihm zu Ehren einen Kranz nieder. 2006 wurde er mit einer Gedenktafel am Döblinger Gymnasium, welchen einen Text von Bundespräsident Fischer beinhaltet, geehrt. Zudem errichtete die chinesische Regierung im Jahr 2007 nahe Peking, dort, wo die letzte Front vor der Befreiung der Hauptstadt verlief, ein Denkmal für den Genossen Frey. Weiters wird er in China generell als Held der sozialistischen Revolution verehrt, und ist in Museen sowie Geschichtsbüchern präsent.

In der Rubrik „Große Österreicher“ wollen wir Menschen vorstellen, die aus Österreich stammten, bzw. in Österreich wirkten, und auf die eine oder andere Art und Weise Großes vollbracht haben. Hiermit wollen wir dazu beitragen vorbildhafte Persönlichkeiten, welche unser Land hervorgebracht hat, in der Gesellschaft bekannter zu machen, und damit eine positive Identifikation der Bevölkerung, und insbesondere der Jugend mit ihrem Heimatland zu entwickeln und zu stärken. Zudem wollen wir damit die fortschrittliche Seite Österreichs hervorheben, um zu zeigen, dass unsere Geschichte deutlich mehr zu bieten hat als Kaiserkitsch und NS-Kollaborateure.